Inhaltsverzeichnis
Mündliche Prüfungen
Hinweise zu Mündlichen Prüfungen bei Prof. Hirschauer
Die mündliche Prüfung wird zwei Teile haben. In beiden Teilen geht es nicht um angelesenes Wissen, sondern um "skills" der mündlichen Darstellung eines soziologischen Themas.
Im ersten Teil sollen Sie in genau 10 Minuten (ja, benutzen Sie Ihre Uhr!) die wesentlichen Aussagen des Textes "auf den Punkt bringen". Wie wird das Thema zugeschnitten, welches Problem stellt sich der Autor, welches soziologische Anliegen verfolgt er, welche Begrifflichkeit wird eingesetzt, welche empirischen Fälle hat er im Sinn? Wenn es zwei Texte sind, sprechen Sie jeweils 3 Minuten über jeden, die restlichen 4 Minuten nutzen Sie für eine vergleichende Diskussion.
In diesem Teil sollten Sie zeigen, dass Sie eine soziologische Argumentation in ihren Grundzügen verstanden haben, Wichtiges von weniger Wichtigem unterscheiden können, und einen Text ebenso präzise wie gut strukturiert mündlich zur Darstellung bringen können. Sie können und sollen sich dabei bis ins Detail vorbereiten: Lesen Sie den Text mehrfach, annotieren und exzerpieren Sie ihn, strukturieren Sie Ihren Vortrag, machen Sie sich Stichpunkte (aber kein ausgearbeitetes Skript), üben Sie Ihren Vortrag. (Ich werde Sie nicht unterbrechen). Mich interessiert in diesem ersten Prüfungsteil nicht, ob Sie einen Text in seinen Details "herunterrasseln" können, sondern ob Sie in Ihren eigenen Worten zeigen können, dass Sie verstanden haben, worauf es im Kern ankommt. Also nehmen Sie den Text als Ganzes "in die Hand", wägen Sie ihn ab, ordnen Sie ihn ein und wenden Sie ihn auf ein gutes Beispiel an.
Im zweiten Prüfungsteil sollen Sie freier über das Thema und den Text/die Texte sprechen. Was hat Sie überzeugt, was nicht? Was könnte an dem Text historisch oder kulturell bestimmt sein und welche aktuellen Phänomene verlangen vielleicht nach neuen Überlegungen? Worüber würden Sie reden wollen?
In diesem stärker dialogischen Teil sollen Sie zeigen, dass Sie in der Lage sind, ein soziologisches Gespräch zu führen, auf weiterführende Fragen zu reagieren, einen Gedanken aufzunehmen, eine Überlegung weiterzuentwickeln oder eine gute Frage zu erfinden, die Sie selbst nicht beantworten können. Vorbereiten können Sie diesen Prüfungsabschnitt, indem Sie sich ein paar Tage gedanklich mit den Texten und ihrem Thema auseinander setzen: bei der Zeitungslektüre, bei alltäglichen Beobachtungen, in Gesprächen mit Kommilitonen oder (wenn Sie wollen) auch bei weiterer soziologischer Lektüre zum Thema. Mich interessiert weniger Ihr gespeichertes Wissen als Ihr gedankliches Engagement.
Generell gilt: Haben Sie keine Bange und machen Sie sich nicht verrückt. Es geht nur darum, dass Sie eine Prüfung ernstnehmen. Betrachten Sie sie nicht als Klippe, die es zu umschiffen gilt, als Qual, die Sie möglichst schnell "hinter sich bringen" müssen. Sehen Sie sie statt dessen als eine äußerst knapp bemessene Gelegenheit der mündlichen Selbstdarstellung. Es ist Ihre Zeit, nutzen Sie sie! Seien Sie aktiv, bringen Sie Ihre Gedanken ein, führen Sie das Gespräch so selbständig wie möglich, warten Sie nicht auf "schwierige Fragen", sondern zeigen Sie, was dieser Text und dieses Thema in Ihnen ausgelöst haben. Good luck!
Hinweise zur Prüfungsanmeldung
- Anmeldungen zu Prüfungen werden erst im Semester der Prüfung (oder kurz davor) entgegengenommen. Alle
Scheinvoraussetzungen müssen dafür erfüllt sein. - Alle Anmeldungen laufen über das Sekretariat, mit Ausnahme Magister-Abschluss.
- Bei der Anmeldung werden Sie einen Termin zur Vorbesprechung bekommen. Bei diesem Termin wird Ihr Prüfungstermin festgesetzt und der Prüfungsstoff bekannt gegeben. Er wechselt von Semester zu Semester.
- Spätestens 3 - 4 Wochen vor dem Prüfungstermin melden Sie sich definitiv zur mündlichen Prüfung an, für Magister-Zwischenprüfungen im Sekretariat Prof. Prigge und für Diplom-Vorprüfungen im Sekretariat Prof. Hradil.
- Zum Ablauf mündlicher Prüfungen lesen Sie die "Hinweise zu mündlichen Prüfungen" (s. oben). Dort finden Sie eine Darstellung für die 20-minütigen Zwischenprüfungen. Längere Prüfungen werden im Prinzip analog durchgeführt.
Klausuren
Was prüft eine Klausur?
Das Prüfungsverfahren der Klausur unterstellt, dass Personen wie Wissensspeicher funktionieren,
aus denen sich in einer begrenzten Zeit mit einer überraschend gestellten (vorher unbekannten)
Frage Informationen abrufen lassen, die Auskunft über ihre intellektuelle Leistungsfähigkeit geben.
Diese Unterstellung ist wenig plausibel: Das zu prüfende Wissen der ist meist viel zu umfangreich,
um mit einer Frage in vier Stunden âabfragbarâ zu sein. Eine überraschende Frage würde ganz
zufällige âTrefferâ bei einigen Prüflingen erzielen, am Wissen anderer aber ganz vorbeigehen. Und
eine Bemessung intellektueller Fähigkeiten an bloßen Erinnerungsfunktionen würde nur eine
Sekundärtugend akademischer Kompetenzen prämieren.
Den ersten beiden Schwächen des Klausurverfahrens begegnet man herkömmlich durch eine
Eingrenzung des Stoffes (etwa durch Bindung an Seminare oder Literaturlisten) sowie durch
vorbereitende Hinweise auf die Stoßrichtung der Prüfungsfrage (also des Schreibstimulus in der
Klausursituation). Damit wird das Bestehen der Prüfung nicht âleichterâ, aber es wird modifiziert,
was eine Klausur sein soll: Den Lehrenden wird das Geschriebene besser vergleichbar, den
Studierenden wird die Klausur leichter vorzubereiten.
Die dritte Schwäche wirft die Frage auf, was eine Klausur über bloßes Gedächtnis hinaus denn
sonst noch für Qualifikationen demonstrieren kann. Es sind im Wesentlichen diese:
- das Verstehen von Argumenten (einschließlich ihrer Verdichtung aufs âWesentlicheâ),
- ihre Verknüpfung über Autoren und Texte hinweg,
- eine gute Strukturierung und sprachliche Gestaltung der Darstellung,
- und eine originelle Diskussion, die intellektuelles Engagement (eigene Fragen, Einwürfe,
Positionierungen) und gedankliche Spontaneität erkennen lässt.
Eine schlechte Klausur (z. B.) zeigt also viele Rezeptionsfehler bei der Lektüre, übersieht nahe
liegende Parallelen zwischen Argumenten und Autoren, hat keinen eigenen Argumentationsgang
und hält sich sklavisch an das ârichtigeâ Wiedergeben fremder Gedanken in Worten, die auch nicht
die eigenen sind.
Jede Klausur, auch die beste, wird Schwächen der einen oder anderen Art aufweisen. Die Frage ist,
wie man ihnen am besten vorbeugt. Dafür folgende Empfehlungen:
1. Eignen Sie sich die Texte so sorgfältig an, wie Sie es in Ihrem Studium gelernt haben, also mit
Annotationen, Exzerpten und Paraphrasierungen. Betrachten Sie sie idealerweise dann als
âverstandenâ, wenn Sie ihre zentralen Thesen in eigene Worte übersetzt haben. Dies wird immer
nur partiell gelingen.
2. Entwerfen Sie einen Themen- und Argumentationsplan, der es Ihnen erlaubt, möglichst viele
Texte miteinander zu verknüpfen. Machen Sie ihn zu einem Leitfaden von Stichworten, die Sie
sich einprägen. Konzentrieren Sie Ihre Gedächtnisleistung ausschließlich auf dieses
Argumentationsgerüst (Sie können es gleich zu Beginn der Klausur für sich selbst
niederschreiben), verschwenden Sie ihre Intelligenz nicht auf das Behalten vollständiger Texte
und einzelner Formulierungen.
3. Die Rezeptionsphase können Sie zusammen mit anderen in Lektüregruppen bewältigen, in denen
Sie sich den Stoff gemeinsam aneignen. Bei der Planungsphase sollten Sie sich voneinander
lösen und âprivatâ auf die Klausursituation einstellen. Denn hier bereiten Sie das vor, was Ihnen
das Prüfungsverfahren am Ende als âindividuelle Leistungâ zurechnen wird. Identische Pläne
(oder gar identische Klausuren) setzen Sie nur Verdächtigungen aus, den bleibenden Sinn von
Klausuren zu unterlaufen: unterscheidbare Qualifikationsniveaus festzustellen.
Seminare
Das Seminar - Eine Gebrauchsanweisung
Textarbeit
Was ist ein Exzerpt?
Ein Exzerpt ist im wesentlichen die Zusammenfassung eines Textes. Besonders kurze Versionen von Exzerpten sind die sog. 'Abstracts', mit denen Fachzeitschriften ihre Leser prägnant über den Inhalt der in ihnen publizierten Aufsätze informieren. Diese Abstracts finden Sie auch in den Literatur-Datenbanken, die Ihnen helfen, Publikationen zu einem bestimmten Thema zu finden. Im Studium haben Exzerpte eine etwas andere Form und auch zwei andere Funktionen. Sie sollen Texte fürs Seminar (1) und für Ihr weiteres Studium (2) verfügbar machen.
(1) Zunächst bilden sie ein Scharnier zwischen Ihrer einsamen und stillen Lektüre eines Textes und seiner mündlichen Diskussion im Seminar. Sie können einen Text von ca. 20 Seiten nicht vollständig mental präsent halten, Sie brauchen im Seminar eine Kurzfassung vor Augen. Außerdem wissen Sie schon aus dem Handout zum Seminargebrauch, dass akademisches Lesen immer mit Schreiben verbunden ist: Ein Exzerpt verschriftet Ihre Lektüreerlebnisse und gibt dem Unterstrichenen und farbig Hervorgehobenen, den hingekritzelten Randnotizen und ratlosen Fragezeichen eine übersichtliche Form. Zur Verbesserung des Übergangs zwischen Lektüre und Diskussion hat Ihr Exzerpt zwei Teile: Der erste ist eine Zusammenfassung des Wesentlichen so wie in den Abstracts - der Text von innen betrachtet, der zweite ist ein Diskussionsteil - der Text von außen betrachtet: Halten Sie fest, was Sie nicht verstanden haben, wo Sie also nachfragen wollen. Und entwickeln Sie eine gute Frage oder ein Statement zu dem Text, das diskussionswürdige Punkte benennt. Sie können diesen zweiten Teil auch in Kursivschrift in den ersten einfügen: als eingestreute Sätze, in denen Sie eigene Gedanken festhalten.
(2) Die zweite Funktion von Exzerpten ist eine Archivierung Ihrer Leseleistungen für Ihr weiteres Studium. Wenn Sie einen Text in einer Hausarbeit für ein anderes Seminar oder gar in ein paar Jahren für Ihre Abschlussarbeit zitieren möchten, werden Sie ihn meist nicht noch einmal vollständig von Anfang bis Ende lesen wollen. Ihre gesammelten Exzerpte bilden dafür ein Archiv, das Sie zügig über größere Textmengen informiert. Zu diesem Zweck empfiehlt es sich, dass Sie Ihr Exzerpt nach der Seminardiskussion noch einmal überarbeiten: Sie korrigieren Fehler und Verkürzungen, halten Antworten auf Ihre Fragen fest und auch die wichtigsten Ergebnisse der Seminardiskussion. An dieser Zweitfassung des Exzerpts können Sie die Verbesserung Ihres Textverständnisses kontrollieren. Und mit seiner Archivierung sammeln Sie nicht nur irgendwelche Kurzfassungen von irgendwelchen Texten, sie machen sich vielmehr ausgewählte Schlüsseltexte Ihres Studienfaches zusammen mit Ihren eigenen Aneignungsleistungen und Seminarerinnerungen dauerhaft verfügbar.
Ein Exzerpt umfasst in der Erstfassung etwa eine Seite, in der Zweitfassung das zwei- bis dreifache, je nach Ergiebigkeit des gelesenen Textes. Ein gutes Exzerpt zeigt Ihnen den Text 'auf einen Blick', es erfasst ihn also insgesamt, bringt seinen Inhalt 'auf den Punkt' und zeugt von Ihrer gedanklichen Auseinandersetzung und Lesegenauigkeit. Außerdem hat es eine klare Ordnung - von der Fragestellung über den Argumentationsgang bis zum Resümee - und es erlaubt Ihnen, mit Hilfe von eingefügten Seitenangaben in den gelesenen Text zurückzufinden.
Eine Kopie der Erstfassung geben Sie zu Beginn der Übung Ihrem Dozenten ab. Zwei dieser Exzerpte werden am Ende des Semesters bewertet. Außerdem wird eine Ihrer Zweitfassungen bewertet, die Sie selbst aussuchen können. Sie meinen, dann bräuchten Sie nur eine zu schreiben, weil die anderen nicht "abgeprüft" werden? Dann haben Sie noch nicht verstanden, wie Studieren geht. Sie hatten keine Zeit für ein Exzerpt? Ihr PC war kaputt? Ihr Hund hatte Masern? Kein Problem! Zur nächsten Woche reichen Sie die Zweitfassung nach, die auch die Ergebnisse der Seminardiskussion enthält. In jedem Fall haben Sie die Teilleistung des Exzerpt-Schreibens erst erfüllt, wenn Sie jeden Übungstext in Ihren eigenen Worten erfasst haben. Ihnen fehlen eigene Worte? Oder Sie hatten nicht mal Zeit, den Übungstext zu lesen? Auch kein Problem! Schreiben Sie einfach von einer Kommilitonin ab oder laden Sie sich irgendeine Kurzfassung des Textes aus dem Internet herunter. Danach tarnen Sie das Plagiat, indem sie ein paar Fehler einbauen. Denn merke: Perfekte Texte sind nicht authentisch! Sie müssen dann freilich damit rechnen, dass sowohl perfekte Plagiate als auch fehlerhafte Texte als solche bewertet werden. Immer noch keine Zeit zum Lesen? Soll es denn wirklich dieses Studienfach sein? - Dann schreiben Sie los!
Was ist ein Essay?
Essay heißt wörtlich Versuch. Versuche sind provisorisch und experimentell. Sie suchen Lösungen innerhalb einer überlegten Versuchsanlage, aber diese Lösungen beanspruchen keine Endgültigkeit. Sie dürfen scheitern. Dem ersten folgt ein zweiter Versuch, usw.
Als Form des Schreibens ist ein Essay eine kleine literarische Gattung - fragmenthaft, aber argumentativ und stilistisch anspruchsvoll: also nicht so seicht und glatt wie ein Feuilletonartikel, aber auch nicht so schroff und trocken wie ein Fachaufsatz. Ein Essay vertritt keine Meinung und er behauptet keine ewigen Wahrheiten, er stellt nur ein paar Überlegungen an: nachdenklich, gründlich, anregend. Dabei pflegt er einen persönlichen Stil. Es ist ihr eigener Text. Woran Sie das erkennen? Wenn Sie sich in ihm wieder erkennen und zuhause fühlen.
Im Studium hat das Essay-Schreiben mehrere Funktionen: Sie sollen nach der nützlichen, aber auch strengen und eher reproduktiven Textgattung des Exzerpts auch eine freie Form des Schreibens lernen, die ganz eigene Probleme bereitet: zunächst diese gähnend weiße Mattscheibe (oder das Blatt Papier), dann das Finden von Themen, das allmähliche Entwickeln von Gedankengängen und schließlich die mehrfache sorgfältige Überarbeitung eines Textes, kurz: die Herstellung von Autorschaft. Wie formuliere ich nur Sätze, die von mir selbst stammen und dabei irgendwie "wissenschaftlich" klingen, so dass ich am Ende guten Gewissens meinen Namen darüber schreibe? Das ist gar nicht so einfach, auch wenn Ihr Essay nur 3 Seiten umfassen soll (oder gerade dann!). Vielleicht helfen Ihnen folgende FAQ:
Keine Idee für ein Essaythema? Schauen Sie einmal zwischen die Zeilen Ihrer Exzerpte. Was hat Sie beschäftigt und nicht richtig losgelassen? Kann es helfen, eine Synthese der Grundgedanken von zwei oder drei Übungstexten zu versuchen?
Kein Genieblitz? Entwickeln Sie einen Gedanken mit der Zeit und nicht aus dem Stand. Glauben Sie nicht an Musen. Gewöhnen Sie sich an, Schreibzeug mit sich zu führen. Haben Sie nur Romane auf dem Nachttisch? Schlaflosigkeit kann bilden!
Schreibhemmungen? Verflüssigen Sie Ihr gedankliches Problem: Machen Sie einen Spaziergang, reden Sie darüber - mit sich oder anderen. Oder schreiben Sie mal einfach einen Satz hin. Er wird Sie anblicken und Sie können mit ihm interagieren.
Keine Ahnung, woraus ein Essay besteht? Drei elementare Bestandteile hat jeder längere Text: ein Thema, das ihn zusammenhält, ein paar hinführende Worte und eine Schlussfigur. Fußnoten mit Seitengedanken (nicht mit Literaturangaben!) brauchen Sie auf drei Seiten meist nicht.
Startprobleme bei der Einleitung? Wer sagt denn, dass Sie vorne anfangen müssen? Probieren Sie es mal von der Mitte zu den Rändern. Oder machen Sie erstmal ein Sammelsurium der Dinge, die Sie gerne unterbringen würden. Sie schreiben hier keine handschriftliche Klausur, sondern Sie arbeiten an Textbausteinen, die Sie ständig reorganisieren können. Einige werden erstmal Rohentwürfe oder bloße Ideen sein, andere schon ausgereifte Formulierungen.
Schreiben Sie gerne "daher", "darum" und "daraus folgt"? Dann überprüfen Sie die Argumentationslogik: Folgt der zweite Satz oder Absatz wirklich aus dem ersten? Oder fehlt hier der logische Zusammenhang und eine ganz andere Satzverknüpfung wäre richtig?
Keine Zeit zum Schreiben? Vergessen Sie's! Anspruchsvolle Texte schüttelt niemand aus dem Ärmel. Gerade wenn sie flüssig wirken sollen, stecken viele Überarbeitungen in ihnen: ausgetauschte Wörter, umgestellte Sätze, geglättete Formulierungen, gestrichene Wiederholungen. Ist das da in der 7. Zeile eigentlich ein vollständiger Satz? Ist es Schriftdeutsch oder nur so dahin gesprochen? Wollen Sie im Ernst schon die dritte Version Ihres Essays abgeben?
Sie können an Ihrem Text nichts Verbesserungswürdiges mehr entdecken? So was nennt man Betriebsblindheit! Suchen Sie sich eine kritische Leserin oder redigieren Sie nach Gehör, also lesen Sie sich Ihren Text selbst laut vor. Überzeugt er sie? Stimmt der Rhythmus und die Melodie? Sagt er, was Sie sagen wollten?
Keine Lust, Ihren eigenen Text am Ende noch mal zu lesen? Texte, die man für andere schreibt, sind selbstverständlich mehrfach Korräktur gelesen. Setzen Sie Ihre, Kommata eigentlich nur nach Gefühl?
Sind Sie jetzt zufrieden? Dann ziehen Sie einen Schlussstrich und trennen Sie sich von Ihrem Text.