Forschungsprojekte

Hier finden Sie eine Übersicht der laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekte mit Drittmittelfinanzierung am Arbeitsbereich. Über die Suchfunktion können Sie nach Projektbeteiligten, Stichworten etc. suchen.

Laufende Forschungsprojekte

Dieses Projekt macht das Träumen zum Gegenstand soziologischer Forschung. Damit trägt es in drei Hinsichten zum Fachdiskurs bei. Erstens schließt es eine Forschungslücke, da das Träumen bislang in der Soziologie nicht angemessen zum Gegenstand gemacht wurde. Das Projekt nimmt unterschiedliche Felder in den Blick und untersucht, wie das Träumen dort gerahmt wird. Zweitens trägt das Projekt zu einer Soziologie bei, die die soziokulturellen Qualitäten der Kognition und Emotion untersucht. Das Träumen wird als ein Erleben konzipiert, das durch sozialisierte Körper und eine rituelle, räumliche und zeitliche Organisation ermöglicht wird. Drittens leistet das Projekt einen Beitrag zum Theoriediskurs des Fachs. Es nimmt den empirischen Gegenstand des Träumens um daran Grade der Sozialität zu analysieren. Dazu erforscht es Aktivitätsniveaus des Traumerlebens, der Körperlichkeit des Dösens und Schlafens und der Kommunikation und Reflexion des Geträumten allein und in Beziehungen zu anderen. Um diese Ziele zu erreichen, nimmt das Projekt zwei Felder in den Blick: das der Bildung in Traumforen und -seminaren über digitale Medien und in Präsenz und das der Wissenschaft in der Schlafforschung und -medizin, in der das Träumen zum Objekt der Analyse, Diagnostik und Therapie gemacht wird. In diesen Feldern wird das Träumen als Erleben expliziert und zu einem sozialen Verhalten gemacht, das auch der soziologischen Forschung zugänglich ist. Das Projekt erforscht beide Felder mit den Methoden der sozialwissenschaftlichen Ethnographie, Autoethnographie und qualitativen Interviewforschung. Es ordnet sich den Fachrichtungen „Soziologie“, „Soziologie der Kognition“, „Soziologie der Emotion“, „soziologische Theorie“ und „qualitative Sozialforschung“ zu.

Projektleitung: Dr. Björn Krey
Projektteam: Fiona Ambrosi, M.A. / Dipl.-Soz. Anna-Lena Knoll / Julia Haronska
Laufzeit: 2022-2025
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Menschen mit Behinderungen werden sozial häufig aus dem Feld der Sexualität exkludiert. Ihr Begehren und der gesellschaftliche Umgang damit werden in sozialpädagogischen und aktivistischen Diskursen entsprechend auch als ‚behinderte Sexualität‘ (im Sinne einer gesellschaftlich verhinderten Sexualität) problematisiert. Das Teilprojekt analysiert sexualpädagogische Beratungs- und Begleitungsangebote für Menschen mit Behinderungen als ein Feld „sexueller Humandifferenzierung“, das auf diesen Umstand reagiert. Es fragt aus wissenssoziologischer Perspektive, wie in sexualpädagogischen Diskursen und Praktiken Sexualität als Fähigkeit produziert wird und wie dies mit der Kategorisierung von Körpern und Personen als ‚behindert‘ oder aber mit einem Undoing Disability gekoppelt ist. Dafür werden die Produktion, Vermittlung und Anwendung von verschiedenen Formen sexualitäts- und behinderungsbezogenen Wissens ethnografisch sowie diskursanalytisch untersucht.

Projektleitung: Dr. Tobias Boll
Projektteam: Miriam Brunnengräber, M.A. / Maik Wiesen, M.Sc. / Marlene Keyser, B.A. / Mika-Joel Dahmer 
Laufzeit: 07/2021-06/2025
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt im SFB 1482: Humandifferenzierung

Das TP untersucht die Corona-Pandemie als Fall einer historisch wiederkehrenden Form der Humandifferenzierung. Es fokussiert drei Aspekte: 1. die medizinische Identifizierung und gesellschaftliche Imagination eines viralen Mitspielers sozialer Beziehungen an den Außengrenzen des Humanen; 2. die prekäre Identifizierung von Menschen als von diesem Mitspieler Infizierte oder Nicht-Infizierte; 3. die auf das Identifizierungsproblem reagierenden proxemischen Mikrostrukturen. Das TP will mit diskursanalytischen und ethnografischen Methoden untersuchen, wie sich die pandemische Gegenwart in Geschichte verwandelt und pandemische Geschichte in der Gegenwart fortwirkt.

Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Hirschauer / Prof. Dr. Johannes Paulmann (Leibniz-Institut für europäische Geschichte)
Projektteam: Clara Terjung, M.A. / Aaron Hock, M.A.
Laufzeit: 07/2021-06/2025
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt im SFB 1482: Humandifferenzierung

Das Projekt befasst sich mit der Entwicklung einer kultursoziologischen Theorie der Humandifferenzierung. Es soll die Grundlinien des SFB sozialtheoretisch vorantreiben und sein Thema in die Gesellschaftstheorie einschreiben: als einen neben der funktionalen und stratifikatorischen Differenzierung der Gesellschaft untertheoretisierten Fall kultureller Differenzierung. Die Leitfragen des Teilprojekts lauten: Was für ein Fall kultureller Differenzierung ist die Humandifferenzierung? Wie ist sie mit Formen sozialer und gesellschaftlicher Differenzierung verknüpft?

Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Hirschauer
Projektmitarbeiter: Dr. Peter Hofmann
Laufzeit: 07/2021-06/2025
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Teilprojekt im SFB 1482: Humandifferenzierung

Abgeschlossene Forschungsprojekte

Das Reisen zählt zu den zentralen Praktiken der globalisierten Gegenwartsgesellschaft. Es wird bislang jedoch vorwiegend außerhalb der Soziologie als ein Phänomen des bloßen Transports beforscht, ohne auch die Körperlichkeit und die Performativität sozialer Praktiken zu untersuchen. Umgekehrt gibt es in der Soziologie zwar seit vielen Jahren wichtige Beiträge zur Körperlichkeit des Sozialen, die Beschäftigung mit technisch mobilisierten Körpern ist dieser Diskussion bislang jedoch weitgehend fremd. Das Projekt will die hier bestehende Forschungslücke schließen, indem es mittels einer empirischen Studie zur Flugreise die Bewegung als Körpertechnik mit der technisch beschleunigten Bewegung in einer Perspektive untersucht. Ziel des Projektes ist also, die bisherige Mobilitätsforschung um Fragen der Körperlichkeit und Performativität auszuweiten und gleichzeitig innerhalb der Körpersoziologie ein neues thematisches Feld zu erschließen: die Körperlichkeit technisch beschleunigter Mobilität. Darüber hinaus soll anders als in bisherigen Studien zur Mobilitätsforschung nicht nur eine Mobilitätsform, etwa die Nutzung von Flugzeugen fokussiert werden, sondern die Praxis der Flugreise, die eine Kombination von Verkehrsmitteln und längere Handlungsketten umfasst.

Projektleitung: Dr. Larissa Schindler
Laufzeit: 03/2016-03/2019
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Die Forschungsgruppe eint ein grundlegendes Interesse an der Herstellung, Überlagerung und Außerkraftsetzung verschiedener kultureller Differenzierungen des gesellschaftlichen Personals − am „doing“ und „undoing“ von Differenzen. Sie will Praktiken kultureller Kategorisierung von Menschen untersuchen. Dazu zählen Grenzziehungen im Rahmen von Gemeinschaftsbildungen („wir/die“) entlang sprachlicher, religiöser, ethnischer und nationaler Marker ebenso wie innergesellschaftliche Teilungen nach Geschlecht oder Leistungsklassen. In einer vergleichend angelegten Forschung über heterogene Fälle der Kategorisierung von Personen und der Grenzziehung zwischen Gemeinschaften soll vor allem die Kontingenz dieser Prozesse beleuchtet werden: die Bedingungen der Differenzierung und Entdifferenzierung und die treibenden Mechanismen der Aktualisierung oder Neutralisierung von Varianten solcher Unterscheidungen.

Sprecher: Prof. Dr. Stefan Hirschauer
Koordination: Dipl.-Soz. Tobias Boll
Laufzeit: 2013-2018
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Homepage der Forschungsgruppe

Nach der Untersuchung von Retraditionalisierungsfaktoren in der Arbeitsteilung (traditionaler und post-traditionaler) geschlechtsungleicher Paare vertieft die zweite Phase des Projektes seine Leitfrage in zwei Hinsichten: durch Ausweitung der Fragestellung auf die paarbiografische Vorgeschichte der Schwangerschaft und im Hinblick auf das Gendering von Elternpositionen (‚Vater‘, ‚Mutter‘). Dafür fokussiert es fünf Varianten von Beziehungskonstellationen: Im Zentrum stehen geschlechtsgleiche Frauen- und Männerpaare, als Vergleichsfälle mitbeobachtet werden medizinisch assistierte und Single-Schwangerschaften sowie transsexuelle Eltern. Das Projekt sucht durch dieses Gender variierende Forschungsdesign Mechanismen für das Einrasten oder Aussetzen von Geschlechtszuweisungen in der Familiengründung. Unter welchen Bedingungen wird die Geschlechtszugehörigkeit für Elternschaft relevant, unter welchen wird sie durch geschlechtsindifferentes parentales Engagement überlagert?

Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Hirschauer
Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Dipl.-Soz. Peter Hofmann / Annekathrin Stange, M.A.
Laufzeit: 2016-2018
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt der Forschungsgruppe Un/doing Differences

Das Projekt untersucht Prozesse der Geschlechterdifferenzierung im Feld des privaten Lebens. Es fokussiert dabei eine spezifische Phase von Paarbeziehungen: die Elternwerdung während der Schwangerschaft. Seine Leitfrage ist, wie die postnatale Rollendifferenzierung in "Mutter"- und "Vaterfiguren" angelegt ist und unter welchen Bedingungen doing gender und doing parenting in der Schwangerschaft verknüpft oder entkoppelt werden. Das Projekt untersucht dafür sechs Varianten von Beziehungskonstellationen: traditionale und posttraditionale Paare, medizinisch assistierte und Single-Schwangerschaften, lesbische Paare und schwangere (schwule bzw. transsexuelle) Männer. Es sucht durch dieses Gender variierende Forschungsdesign neue Erklärungen für die Retraditionalisierung der geschlechtlichen Arbeitsteilung in der Familiengründung.
Welche Faktoren geben der Schwangerschaft eine geschlechtsdifferenzierende Wirkung im Verlauf von Paarbeziehungen? Unter welchen Bedingungen wird die Geschlechtszugehörigkeit dagegen durch gemeinsames parentales Engagement, und durch die konkurrierenden Mitgliedschaften der Paarzugehörigkeit und der Familienzugehörigkeit überlagert? Eine zentrale Hypothese ist, dass die Geschlechtsdifferenzierung der Elternarbeit u.U. gar nicht in der Geschlechtszugehörigkeit, sondern in einer geschlechtsunabhängigen Differenz von leiblicher und sozialer Schwangerschaft verwurzelt ist.

Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Hirschauer
Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Dipl.-Soz. Peter Hofmann / Annekathrin Stange, M.A.
Laufzeit: 2013-2016
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teilprojekt der Forschungsgruppe Un/doing Differences