Lehrveranstaltungen

Theorien der Allgemeinen Soziologie

Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Theorien der Allgemeinen Soziologie: über die Probleme, die sie sich stellen, die begrifflichen Setzungen, die sie vornehmen, und die Traditionslinien und Kontroversen, in denen sie sich verorten. Die Vorlesung hat einen Akzent auf zeitgenössischen Theorieangeboten und stellt deren Pluralität mit der Unterscheidung von Handlungs-, Kommunikations- und Praxistheorien dar. Im Einzelnen werden vorgestellt: 1. die klassischen Handlungstheorien von Weber und Schütz, der Rational Choice Ansatz und der Strukturfunktionalismus. 2. der Symbolische Interaktionismus, die Theorie kommunikativen Handelns und die Theorie autopoietischer Systeme. 3. die Rahmenanalyse, die Ethnomethodologie, der Ansatz Pierre Bourdieus und die Actor Network Theory.

Mit der Vorlesung sind fünf Übungen/Seminare für KF 4 verbunden, in denen Originaltexte der vorgestellten Autoren gelesen werden. Diese Übungen/Seminare sind für BA Kernfach sowie für Diplomstudierende obligatorisch.

Literatur u.a.: Schneider, Wolfgang L. (2002) Grundlagen der soziologischen Theorie. Wiesbaden: Westdeutscher Joas, Hans/Knöbl, Wolfgang (2004) Sozialtheorie. Zwanzig einführende Vorlesungen. Frankfurt: Suhrkamp

Grundlagen der Qualitativen Sozialforschung

Die Vorlesung gibt eine Einführung in die Methoden der qualitativen Sozialforschung. Sie informiert über ihre Geschichte, ihre wissenschaftstheoretischen und kultursoziologischen Hintergrundannahmen und über das Verhältnis von Forschung und Theoriebildung. Ferner stellt sie exemplarisch zentrale Forschungsstrategien vor: verschiedene Formen des Interviews, Konversations- und Diskursanalyse sowie Ethnographie. Die Vorlesung richtet sich besonders an Studierende mit Interesse an qualitativen Diplomarbeiten oder Lehrforschungsprojekten.

Literatur:
Cicourel A., 1974: Methode und Messung in der Soziologie. Frankfurt: Suhrkamp
Flick U./E.v.Kardorf/I.Steinke (Hg.) 2000: Qualitative Forschung. Hamburg: Rowohlt
Lindner R., 1990: Die Entdeckung der Stadtkultur. Frankfurt: Suhrkamp

Theorien der Geschlechterdifferenz (Hauptseminar)

Was für theoretischen Anforderungen müssen Ansätze in den Gender Studies genügen, die die
Geschlechterdifferenz nicht als eine fraglose biologische Gegebenheit voraussetzen, sondern mit kulturwissenschaftlichen Denkmitteln rekonstruieren wollen? Das Seminar wird ein paar Angebote sichten. In ihr sollen theoretische Schlüsseltexte zur sozialen Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit erarbeitet werden, die den Gegenstand aus unterschiedlichen Perspektiven erfassen: Differenzierungstheorie, Ethnomethodologie, Interaktionismus, Poststrukturalismus, Phänomenologie des Leibes u.a..

Literatur
Bourdieu, P. (1997) Die männliche Herrschaft. In Dölling/Krais (Hg.) Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktionen in der sozialen Praxis. Frankfurt
Butler J. (1991) Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt: Suhrkamp
Garfinkel H. (1967) Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs: Prentice Hall
Goffman E. (1994) Interaktion und Geschlecht. Frankfurt: Campus
Hirschauer S. (1999) Die soziale Konstruktion der Transsexualität. Frankfurt: Suhrkamp
Lindemann G. (1993) Das paradoxe Geschlecht. Frankfurt: Fischer
Luhmann N. (1988) Frauen, Männer und George Spencer Brown. Zeitschrift für Soziologie 17

Colloquium Praxisforschung

Das Colloquium bietet Diplomanden und DoktorandInnen des Lehrgebietes ein Forum zur Vorstellung, Besprechung und Betreuung ihrer Qualifikationsarbeiten: vom Brainstorming zu Projektexposés über die Behandlung von Erhebungsproblemen und die Analyse von Daten bis zur Optimierung von Manuskripten. Das Colloquium findet alle drei Wochen als halbtägiger workshop statt.

Einführung in die Ethnomethodologie

Das Seminar gibt eine Einführung in einen etwas schillernden Abkömmling soziologischen Denkens, der sich mancher üblicher Rubrizierung nicht fügt. Die Ethnomethodologie ist einerseits einer der Entstehungsorte eines genuin soziologischen Konstruktivismus, steht andererseits aber auch für eine radikal empiristische Forschungsorientierung. Sie ist einerseits ‘mikrosoziologisch’ auf situierte Praxis konzentriert, andererseits aber auch nicht als ‘Handlungstheorie’ zu begreifen. Sie ist einerseits voller begrifflicher Seltsamkeiten und philosophischer Untiefen, andererseits keine ‘Theorie’ teutonischer Machart. Das Seminar informiert über die Wurzeln der Ethnomethodologie in der Phänomenologie von Alfred Schütz und der Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins, es behandelt Texte zu zentralen Kategorien (z.B. ‘Vertrauen’, ‘Reflexivität’, ‘practical action’), es zeichnet die Verzweigung in die ‘Molekularsoziologie’ der Konversationsanalyse und die studies of work nach, und es skizziert die Entwicklung von einer phänomenologisch orientierten Wissenssoziologie des Alltags zu einer Praxeologie des Sozialen.

Literatur:
Atkinson, Paul/Heritage, John, 1984: Structures of Social Action. Cambridge University Press
Garfinkel, Harold, 1967: Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs: Prentice Hall
Garfinkel, Harold, 1986: Ethnomethodological Studies of Work. London: Routledge
Lynch, Michael, 1993: Scientific Practice and Ordinary Action. Cambridge U.P.
Weingarten, Elmar/Sack, Fritz, 1976 (Hg.) Ethnomethodologie. Frankfurt: Suhrkamp